Oktober 2024
Oktober 2024
An einem Sonntagnachmittag war ich mit meinem Kind und Freunden in einer Matinee-Vorstellung im Kino, als mich meine Frauenärztin anrief. Die Punktion hatte nun das bestätigt, was die Pränatalexpertin bereits beim Ultraschall und nach der Blutabnahme vermutet hatte: Es lag ein auffälliger Befund vor. Das Baby war schwer beeinträchtigt, und somit gab es eine medizinische Indikation. Ich bin mir nicht sicher, ob Schwangerschaftsabbrüche als "Sternenkinder" zählen, aber für mich auf jeden Fall. Ich denke, es wird nicht oft darüber gesprochen, wie viele Eltern sich entscheiden müssen, wenn solch auffällige Befunde vorliegen. Vor der Entscheidung erfährt man die Diagnose, die eine Vielzahl von Reaktionen und Gefühlszuständen hervorrufen kann. Zuerst fühlte ich mich übermütig und unglaublich motiviert – was auch immer passieren würde, wir würden es schaffen! Doch etwa zwei Stunden später brach meine Welt zusammen, und ich zweifelte an allem, was bis dahin mein Leben ausgemacht hatte. Rückblickend war dies die Zeit, in der ich vorübergehend mein Vertrauen ins Leben verlor. Meine Überzeugungen, meine Spiritualität, mein Zukunftsbild und mein gesamtes Dasein wurden erschüttert. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte – oder ob es überhaupt weitergehen würde. Gemeinsam standen wir vor einer Entscheidung, die schnell getroffen werden musste. Nach drei schlaflosen Nächten waren wir bereit. Am 15. März, während der Corona-Zeit, hatte ich eine medikamentös eingeleitete Geburt in der 16. Schwangerschaftswoche. Ich war allein, da keine Begleitperson erlaubt war. Doch gleichzeitig war ich nicht allein, denn wir konnten uns voneinander verabschieden. Als das Baby in einem kleinen Körbchen gebracht wurde, lagen zwei handgemachte Erinnerungsstücke neben ihm. Eine Krankenschwester fertigte sie in ihrer Freizeit an. Ich fand diese Gegenstände wunderschön. Sie gaben mir große Kraft, weil sie von einer Frau für eine andere Frau gemacht worden waren. Sie trugen so viel Mitgefühl in sich, dass es schien, als sei der kleine, zarte Körper meines Kindes in Liebe gehüllt. Es war die schwerste Entscheidung unseres Lebens und hat viel in uns ausgelöst. Sie schlug jahrelang hohe und kleine Wellen. Ich sehe diese Erinnerungsstücke jeden Tag und obwohl ich nie daran gezweifelt habe, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, hat die damit verbundene Trauer unsere Beziehung sehr zu schaffen gemacht. Dieses Kind ist ein Teil unseres Lebens, und es hat uns gezeigt, wie Schmerz, Trauer und Verzweiflung in Dankbarkeit und Liebe verwandelt werden können.